— Studie Prof. Monika Bütler —

Arbeiten lohnt sich nicht – ein zweites Kind noch weniger» oder wie eine wissenschaftliche Studie zur Gründung von globegarden beitrug

Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Bütler hat zuerst Mathematik studiert und ist Honorarporfessorin an der Universität St. Gallen, wo sie bis 2021 als ordentliche Professorin für Wirtschaftspolitik und Direktorin des von ihr mitgegründeten Schweizerischen Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung tätig war. Sie ist Verwaltungsrätin bei Huber+Suhner, der Schindler Holding und Swiss Life. Monika Bütler gilt als eine der zehn einflussreichsten ÖkonomInnen der Schweiz. 2007 veröffentlichte sie eine Studie «Arbeiten lohnt sich nicht – ein zweites Kind noch weniger, in der sie die Auswirkungen einkommensabhängiger Betreuungspreise auf das Arbeitsverhalten von Frauen untersuchte. Die Studienergebnisse hinterfragen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz.

Nur 34 % der Kinder besuchen eine Kita, da der Mittelstand es sich kaum leisten kann.

0,1 % des BIPs investiert die Schweiz in die Kinderbetreuung, während 0.8 % des BIPs in das Militär fliessen.

64 % der Kinder zwischen 0–2 Jahren aus Familien mit hohen Einkommen besuchen eine Kita.

46 % des Familieneinkommens muss der Mittelstand für die Kinderbetreuung ausgeben. 

Die Erkenntnisse der Studie waren der Auslöser für die Gründerinnen von globegarden aktiv zu werden. Sie fanden: Nicht jede Frau muss arbeiten wollen, aber jede die will, muss können. Was hat sich nach 15 Jahren an den Studienergebnissen getan? Trotz einiger Fortschritte ist die grundlegende Botschaft der Studie nach wie vor aktuell. Kinderbetreuung ist weiterhin Privatsache und damit meist Frauensache. 

Auf dem Weg zur Gleichberechtigung

Monika Bütler stellte 2007 nicht nur fest, dass wer mehr arbeitet, auch mehr für die externe Betreuung seines Kindes zahlen muss. Alarmierend ist, dass die zusätzlichen Kosten das zweite Einkommen oft übersteigen. Die staatliche Unterstützung für die Kinderbetreuung in der Schweiz ist einkommensabhängig und hat insbesondere bei gut verdienenden Frauen einen negativen Einfluss auf deren Einkommen. Dies führt dazu, dass viele Familien keine Subventionen mehr erhalten und die Betreuungskosten steigen, wenn Frauen vermehrt arbeiten und mehr Einkommen erzielen.

Der Mittelstand ist betroffen

Besonders für Familien mit mittleren Einkommen ist dies ein Problem. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen beläuft sich auf etwa 80.000 Schweizer Franken. Das bedeutet, dass Eltern, die in Vollzeit zum Durchschnittslohn arbeiten, die Kosten für die Kinderbetreuung privat tragen müssen; pro Kind etwa CHF 32.000 aus. Eine erhebliche finanzielle Belastung. 

Bei doppelverdienenden Mittelschichtseltern mit zwei Krippenkindern gehen deshalb rund 46 % des Verdienstes an die Betreuung (quasi das volle zweite Einkommen); staatlich subventionierte Single-Elternteile wenden 10.4 % ihres Einkommens auf. Dies widerspiegelt sich in der Nutzung der Krippen: Nur 34 % der Kinder in der Schweiz werden in einer Kita betreut; denn der arbeitende Mittelstand kann es sich kaum leisten. Schweizer Familien mit hohem Einkommen jedoch schicken ihre Kinder von 0 bis 2 Jahren zu rund 64 % in Betreuungseinrichtungen.

Frauen stärken, Zukunft sichern

Monika Bütlers Studie betont die Rolle der Kosten für die Kinderbetreuung im Verhältnis zum elterlichen Einkommen. Es bleibt weiterhin eine Tatsache, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und gesamtwirtschaftlich betrachtet 18 % weniger verdienen als Männer, was erhebliche finanzielle Folgen für ihre Altersvorsorge hat und oft zu einem unvermeidlichen Karriereknick führt. Die heutige Rechtsprechung betont die Selbstverantwortung von Frauen für ihre finanzielle Unabhängigkeit. Die einst lebensprägende Institution der Ehe hat sich nach Bundesgerichtsurteilen gewandelt, und die Scheidungsraten erreichten in der Schweiz rund 41 %. Nicht zuletzt verdeutlicht der Fachkräftemangel die Notwendigkeit von Investitionen in die Kinderbetreuungsinfrastruktur. 

Mut ist wie Veränderung – nur früher

Eine Überarbeitung des Systems ist erforderlich, da es gut ausgebildete und ambitionierte Eltern des Mittelstands benachteiligt. Dies resultiert aus der begrenzten Zugänglichkeit zu Kitas, bedingt durch niedrige Investitionen in die Kinderbetreuung im Vergleich zu anderen Ausgaben. Während die Schweiz 0,8 % ihres BIPs für das Militär aufwendet, beträgt die Investition in die Kinderbetreuung lediglich 0,1 %. Und während hier nur 34 % der Kinder in Kitas betreut werden, sind es in Deutschland 78 %, in Schweden 80 % und in Frankreich 99 %. Nicht jede Frau muss arbeiten wollen, aber jede die will, muss können. Eine Neuausrichtung erfordert Mut.  

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